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Zug der Erinnerung
Ein Projekt deutscher Bürgerinitiativen

In Kooperation mit:

Kinder

Die vom "Zug der Erinnerung" gespendeten Hilfsgelder (EUR 25.000,-) an frühere Deportierte aus der polnischen Region Zamość haben ihre Empfänger erreicht. Dies bestätigt die Warschauer Korrespondenzorganisation "Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung", die die Verteilung in Polen abschließen konnte. Die Stiftung übernahm die in Polen angefallenen Orgkosten, so dass die Gelder ohne Abzug ausgezahlt wurden (Bericht). Die über 100 Empfänger waren Kinder oder Jugendliche, als die deutsche Besatzungsmacht mit den Massendeportationen in Zamość begann.

Das Gebiet war nach dem deutschen Überfall zu einer Musterregion für die Versklavung Polens erklärt worden. Über 100.000 Bewohner mussten ihre Häuser verlassen, um deutschsprachigen Neuansiedlern ("Volksdeutschen") Platz zu machen. Während die jüdische Bevölkerung in die Vernichtungslager kam, wurden polnische Zwangsarbeiterkontingente nach Deutschland deportiert ("Generalplan Ost").

Ein "Volksdeutscher" aus Bessarabien in Zamość.
Das NS-Regime erfreute sich unter deutsch-
sprachigen Minderheiten im Ausland besonderer
Sympathie. Begeisterte "Volksdeutsche" aus
Norditalien ("Südtirol") oder der Krim (UdSSR)
folgten dem NS-Aufruf, in Polen einen
"germanischen Blutswall gegen das Slawentum"
zu errichten. Zur Belohnung wurde ihnen
das Eigentum der vertriebenen polnischen
Bevölkerung zur Plünderung überlassen.

Der "Zug der Erinnerung" hatte sich bereits im Sommer des vergangenen Jahres an die "Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung" in Warschau gewandt und um Projektvermittlung gebeten. Die Stiftung realisiert Hilfsprogramme für polnische NS-Opfer und war für die Auszahlung von Geldleistungen aus dem deutschen Zwangsarbeiterfonds zuständig (www-fpnp.pl). Eine Kooperationsvereinbarung mit der Warschauer Stiftung ebnete den Weg für die beabsichtigte Unterstützung. Über die Lebenswege der Deportierten schreibt die Stiftung (Auszüge):

"Ein für die Kinder aus der Region Zamość repräsentatives Schicksal ist das von Herrn Jan M. Jan (geb. 1932) wurde im Juli 1943, im Alter von elf Jahren, zusammen mit seinen Eltern und seinen zwei jüngeren Schwestern zwangsweise ausgesiedelt. Sie wurden in das Umsiedlungslager nach Bełżec, das vor allem als ein Judenvernichtungslager bekannt wurde, und anschließend in die Lager in Zwierzyniec, Zamość und Majdanek (KZ und Übergangslager) gebracht. Der Transport in die Lager erfolgte in Viehwaggons, ohne Lebensmittel, ohne Wasser und unter unmenschlichen hygienischen Bedingungen; in einer Atmosphäre der Terrors, unter dem Gebrüll der Wachleute und unter Lebensgefahr. Die Lagerbedingungen waren sehr schlecht - es herrschte Hunger, Krankheiten breiteten sich wegen der Enge und fehlender hygienischer Einrichtungen aus. Alle vertriebenen Polen wurden im Lager "Rasseuntersuchungen" unterzogen, um dann nach den folgenden Kategorien selektiert zu werden:



1) zur Germanisierung vorgesehene Personen (hauptsächlich Kinder mit "arischen Merkmalen"),
2) für Konzentrationslager vorgesehene Personen (z.B. wegen Unterstützung der polnischen Untergrundarmee AK),
3) zur Zwangsarbeit im Reich vorgesehene Personen,
4) zur Umsiedlung in andere Gebiete des Generalgouvernements vorgesehene Personen.

Im Fall von Jan M. wurde die gesamte Familie, darunter auch die schwangere Mutter, zur Zwangsarbeit auf einem landwirtschaftlichen Gut in Deutschland, in der Nähe von Kassel, deportiert. Jan M. wurde als Elfjähriger, genauso wie alle Erwachsenen, zur Arbeit auf dem Feld gezwungen; kurz vor dem Kriegsende wurde er mit seiner Familie nach Kassel evakuiert, wo er in den Werken der Firma Henschel & Sohn als Aushilfe arbeiten musste. In Kassel erlebte die Familie ihre Befreiung.

Ähnlich sind die Kriegserlebnisse von Herrn F., geboren 1936 in einem der Dörfer der Region Zamość. Auch er wurde zusammen mit seiner Familie 1943 verschleppt. Nach der Gefangensetzung in verschiedenen Überganglagern in der Region Zamość wurde er zur Zwangsarbeit nach Westdeutschland deportiert. In einem der Dörfer des Kreises Rees (Rheinland) wurde er als siebenjähriges (!) Kind in dem landwirtschaftlichen Hof von Reinhard Ricken beschäftigt. Bis heute ist seine originale Arbeitskarte, die am 11.08.1943 vom deutschen Arbeitsamt ausgestellt wurde, erhalten geblieben.


Die jüdische Bevölkerung von Zamość wurde
in den Tod geschickt. Das Foto zeigt ein
unbekanntes Mädchen aus dem Dorf Rachan,
das wahrscheinlich im Oktober 1942
deportiert und ermordet wurde.

Frau Danuta G. wurde im Winter 1943, im Alter von 18 Monaten, zusammen mit ihrer Familie aus dem Dorf Czolki, Kreis Zamość, ausgesiedelt. Während des Aufenthaltes in den Übergangslagern in der Region Zamość wurde der Vater von der Familie getrennt, und Danuta zusammen mit ihrer Mutter und ihrem älteren Bruder nach Siedlce gebracht. Gemeinsam mit anderen ausgesiedelten Personen (...) wurden sie völlig mittellos ihrem Schicksal überlassen, angewiesen auf die Hilfe der örtlichen Bevölkerung. Die Mutter sah sich gezwungen, Danuta einer Familie aus Siedlce zu überlassen (...). Wegen der schwierigen Lebensumstände ist kurze Zeit später Danutas Bruder an Diphterie gestorben. Nur Dank der Fürsorge der 'Waisenmütter' gelang es Danuta zu überleben."

Über die innerpolnische Projektdurchführung schreiben die Warschauer Kooperationspartner des "Zug der Erinnerung":

"Aus den langjährigen Erfahrungen unserer Stiftung wissen wir, dass die am meisten von den Begünstigten der Stiftung erwartete Form der Unterstützung - aufgrund der materiellen Umstände, des Alters und Gesundheitszustandes - die finanzielle Unterstützung ist. Im Falle von Personen, deren Renten oft nicht mehr als 200–250 Euro monatlich betragen, ist die finanzielle Unterstützung auch dringend notwendig - je nach den momentanen Bedürfnissen kann die finanzielle Unterstützung für den Einkauf von Brennmaterial für den Winter, für Medikamente oder für einen Besuch bei einem Facharzt verwendet werden (die Wartezeit für einen Arztbesuch im Rahmen der Krankenversicherung ist sehr lang, deswegen sind ältere Personen oft gezwungen, einen Arztbesuch aus privater Hand zu bezahlen).

(...)  Es wird erwartet, dass aus den Mitteln des Vereins bis zu 100 Personen eine Unterstützung in der Höhe von 500 bis 1.000 PLN (125–250 EUR) erhalten werden."

Bei den vom "Zug der Erinnerung" bereit gestellten Mitteln handelt es sich um Spenden Tausender Ausstellungsbesucher. Diese Gelder waren von der Deutschen Bahn AG eingezogen worden, um das Gedenken zu bezahlen (Trassen- und Stationsgebühren). Nach jahrelangen Protesten erstattete die DB AG die Gelder im Sommer 2009 zurück. In Teilen stehen sie jetzt als Grundstock für einen Hilfsfonds zur Verfügung.